Eine Wunderwaffe gegen Infektionen sind die Antibiotika. Doch sie haben auch eine entscheidende Kehrseite. Viele Bakterienstämme entwickeln Resistenzen gegen Penicillin und co. Schuld daran ist die sorglose Verwendung. Das Paradebeispiel dafür ist der Methicillin-resistente Staphylococcus Aureus – kurz MRSA oder auch Krankenhauskeim genannt. Auch bei EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia Coli) bieten Antibiotika lange nicht den gewünschten Effekt. Gerade bei einer Erkrankung durch EHEC kann eine Behandlung mit Antibiotka eher schädlich sein.
Aminosäuren als natürliche Alternative
Forscher des Frauenhofer-Institus haben eine bahnbrechende Alternative im Kampf gegen Bakterien entdeckt. So genannte „antimikrobielle Peptide“. Peptide sind kurze Ketten von Aminosäuren, erst ab einer Kettenlänge von ca. 100 Aminosäuren spricht man von Proteinen. Im Prinzip bezeichnen Peptide und Proteine somit jedoch das gleiche: die Aneinanderreihung von Aminsoäuren.
Das Besondere an diesen Peptiden ist die Wirkung auf bestimmte Bakterien. So wurde in einer Studie festgestellt, dass besondere Peptide in der Lage sind, Enterokokken (lösen Harnswegsinfektionen, Blutvergiftungen und Endokarditis aus), Hefe- und Schimmelpilze und die Karies verursachenden Streptokokken unschädlich zu machen. Das passiert völlig harmlos durch das Andocken die entsprechenden Zellen. Insbesondere ist bemerkenswert, dass in den bisher durchgeführten Versuchen keine Auswirkung gesunde Körperzellen zu ermitteln war, so Studienleiter Andreas Schubert.
Auf der menschlichen Haut wirken antimikrobielle Peptide bereits als natürliches Schutzschild gegen Keime. Das ist auch der Grund dafür, dass unsere Haut und Schleimhäute eher selten direkt an Infektionen leiden, obwohl hier bekanntermaßen die Keimdichte sehr hoch ist. Ähnlich verhält sich auch auf den Oberflächen von Pflanzen.
Nicht nur antibakteriell – auch antiviral
Auf unserer Haut und in den Schleimhäuten befinden sich aber nicht nur Bakterien, sondern auch Viren. Dennoch leiden wir auch nicht regelmäßig an Virusinfektionen. Forschungen zeigen, dass Aminosäuren in Form der antimikrobiellen Peptide auch als natürliche Alternative gegen Viren eine Wirkung zu scheinen haben. Insbesondere gibt es Ergebnisse, die zeigen, dass sie in der Lage sind, die Replikation von HIV- und Herpes-Viren zu reduzieren. Womit die Wirkung genau zu begründen ist, ist hier bisher noch nicht klar. Es wird vermutet, dass diese Peptide die Verbindung zwischen Virus- und Körperzellen verhindern.
Die Vision
Für die Zukunft ist geplant, antimikrobielle Peptide nicht nur im Kampf gegen Infektionskrankheiten einzusetzen, sondern auch zur Keimbekämpfung in der Lebensmittelindustrie zu benutzen. Diese Erkenntnis ist ein weiterer Schritt im Siegeszug der Aminosäuren.